Die Vergangenheit aufarbeiten, die Zukunft entwickeln

-Gegenseitige Interesse und Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

Associate Professor Dr. Akiko KAWAKITA
The University of Tokyo Graduate School of Arts and Sciences Area Studies
Leiterin des Zentrums für Deutschland- und Europastudien (DESK), Universität Tokyo, Komaba

I Aufarbeitung der Vergangenheit in Deutschland

NS-Deutschland überfiel Nachbarländer und beging in der Weltgeschichte beispiellose Verbrechen, den Völkermord an den Juden. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes musste sich Deutschland den Folgen des Angriffskrieges und der NS-Gewaltherrschaft stellen. In Folge der bedingungslosen Kapitulation war Deutschland durch die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion besetzt und in Ost und West geteilt. Ohne eine Aufarbeitung der NS-Vergangenheit konnte kein staatlicher Neuanfang gelingen. Dies gilt sowohl für Ost- als auch für Westdeutschland. Vor allem in Westdeutschland wurde die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit als "Vergangenheitsbewältigung" bezeichnet.

Die "Vergangenheitsbewältigung" kann in vier Bereiche unterteilt verstanden werden. Erstens die gerichtliche Verfolgung der Täter; zweitens die Wiedergutmachung und Rehabilitierung der Opfer; drittens der Versuch, eine Wiederholung zu verhindern, einschließlich der Kontrolle von Neonazis; und viertens die Erinnerung, damit das Verständnis über NS-Deutschland als Unrechtsstaat von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Beziehen sich die ersten beiden Bereiche direkt auf die Täterschaft und Opfererfahrungen der Generation, die den Krieg selbst erlebt hat, so sind die letzten beiden Bereiche Versuche, das Bewusstsein der nächsten Generationen zu sensibilisieren.

In den ersten Jahren lag der Fokus der "Vergangenheitsbewältigung" auf dem Umgang mit der eigenen Täterschaft und den Erfahrungen der Opfer. Da jedoch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des NS-Regimes viele Jahre vergangen sind und die Generation, die den Krieg direkt erlebt hat, altert, wird die Frage, wie die Generation, die selbst den Krieg nicht erlebt hat, die Erinnerungen an ihre nächsten Generationen weitergibt, immer wichtiger.

II Interesse an Deutschlands "Vergangenheitsbewältigung" in Japan

Der deutsch-polnische internationale Schulbuchdialog

In Japan begann das Interesse an der westdeutschen "Vergangenheitsbewältigung" etwa in den 1980er Jahren zu wachsen. Eines der frühesten Beispiele für ein solches Interesse war, dass der internationale Schulbuchdialog zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Polen in Japan vorgestellt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Deutschland internationale Schulbuchdialoge mit verschiedenen Ländern, unter anderen ehemaligen Kriegsgegnern. Im Rahmen dieses Dialogs hatte Deutschland die Gelegenheit, gemeinsam mit den Opfernationen über die Frage nachzudenken, wie die Täter- und Opfererfahrungen in der modernen Geschichte in Schulbüchern beschrieben werden können. Das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (in Braunschweig), das 1951 in Westdeutschland gegründet wurde, spielt heute noch eine zentrale Rolle bei der Förderung des Dialogs, der während der Teilung in Ost und West begann. Besonders bekannt sind die Dialoge mit Frankreich, Polen und Israel.

Davon erregte der Schulbuchdialog im Fach Geschichte zwischen Westdeutschland und Polen in Japan große Aufmerksamkeit. Dieser Dialog, der über den Eisernen Vorhang hinaus in Europa stattfand, wurde in Japan zum ersten Mal in einem Aufsatz mit dem Titel "'Westdeutsch-polnische Geschichtsbuchempfehlungen' und Geschichtsunterricht in Westdeutschland (1, 2, 3)" (1985) vorgestellt, der von einer Gruppe mit Historikern u.a. Masao Nishikawa in der Zeitschrift „Education“ veröffentlicht wurde.

Wie im Ienaga-Prozess zur Schulbuchautorisierung [Klage des jap. Historikers Ienaga gegen die staatl. Zensur eines von ihm geschriebenen Geschichtsbuches] zu sehen war, wurde bis dahin in Japan die Frage der Geschichtsschulbücher als ein innerstaatliches Projekt wahrgenommen, mit dem Ziel, bessere Schulbuchbeschreibungen zu erreichen und die Kriegsvergangenheit in Schulbüchern zu behandeln. Als jedoch 1982 berichtet wurde, dass die japanische Regierung ihr Autorisierungsverfahren von Darstellungen der modernen Geschichte in Sozialkunde-Lehrbüchern für Gymnasiasten ausbauen wolle, gab es Proteste aus China, Südkorea und anderen Ländern wegen der Verwendung von Begriffen wie "Invasion", "Vormarsch" und "Vorstoß" zur Beschreibung der militärischen Aktionen des modernen Japans in Asien, was zu einem diplomatischen Streit führte.

Die Kritik der ostasiatischen Länder an den Schulbüchern war der Anlass, dass die Schulbuchproblematik nun als internationales Problem betrachtet wurde. Der westdeutsch-polnische Schulbuchdialog wurde genau in dieser Wendezeit in Japan vorgestellt. Seitdem gab es eine Reihe von Aktivitäten in Japan, darunter Dialoge zwischen Geschichtsforschern, wie die Comparative History and Comparative History Education Study Group, und die Erstellung gemeinsamer Geschichtslehrmaterialien, wie The History of Japan-Korea Exchanges (Japan-Korea), Mirai wo Hiraku Rekishi (Japan-China-Korea)〘History to open the future〙und A New Modern History of East Asia (erster und zweiter Band) (Japan-China-Korea).

Weizsäckers Rede

Es war die Rede von Bundespräsident Weizsäcker bei der Gedenkfeier zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1985, die das Interesse und die Würdigung der westdeutschen "Vergangenheitsbewältigung" in Japan auslöste. Ich möchte einen Teil seiner Rede zitieren.

„Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. [...] Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten. Aber wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte.

Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen.“

(Richard von Weizsäcker, 08.05.1985. Rede zur Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa)

Die Rede von Bundespräsident Weizsäcker wurde 1986 in einer Übersetzung von Kiyohiko Nagai unter dem Titel "Vierzig Jahre in der Wüste" (Iwanami Shoten) in Japan verbreitet. Bekannt wurde unter anderem die Passage "Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart" als Symbol für die Haltung Westdeutschlands, sich aufrichtig mit seiner negativen Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Der 8. Mai war der Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands vor den Alliierten, und er ist vergleichbar mit dem 2. September für Japan. In Deutschland wird dieser Tag als Ende des Zweiten Weltkriegs begangen. In Japan dagegen gilt nicht der Tag der bedingungslosen Kapitulation, sondern der 15. August als Ende des Zweiten Weltkrieges. An diesem Tag wurde das "Kaiserliche Reskript über das Ende des Krieges" im Radio gesendet, in dem die Annahme der Potsdamer Erklärung und die bedingungslose Kapitulation verkündet wurde.

Wurde in Westdeutschland die Rede von Bundespräsident Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs gehalten, so fand [im gleichen Jahr] in Japan der offizielle Besuch von Premierminister Yasuhiro Nakasone am Yasukuni-Schrein statt. Dieser offizielle Besuch wurde sowohl im In- als auch im Ausland heftig kritisiert. Als die Rede von Bundespräsident Weizsäcker vorgestellt wurde, wurde Japan der große Unterschied zwischen der japanischen und der deutschen Einstellung zur Bewältigung der negativen Vergangenheit bewusst, und die Diskussion über die deutsche "Vergangenheitsbewältigung" als Modell wurde stärker.

Wiedergutmachung der Nachkriegszeit

Als seit den 1990er Jahren in Japan von der "Vergangenheitsbewältigung" Deutschlands die Rede war, ging es vor allem um die Frage der Entschädigung.

Sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland erfolgte die Zahlung von Kriegsreparationen an die Alliierten unmittelbar nach Kriegsende. Anfang der 1950er Jahre erhielt Westdeutschland jedoch von den Westalliierten einen Aufschub der Kriegsreparationen und strebte stattdessen Wiedergutmachung für NS-Opfer an. Der westdeutschen Wiedergutmachung von NS-Opfern lässt sich grob unterteilen in Rückerstattung von Vermögenswerten, Entschädigungsgesetze auf Bundesebene für hauptsächlich inländische Opfer und Entschädigungsabkommen, die auf bilateralen Vereinbarungen mit Israel, der Jewish Claims Conference und westeuropäischen Ländern beruht. Westdeutschland hat in diesem Rahmen eine große Summe als Wiedergutmachung an die Opfer gezahlt, aber während des Kalten Krieges hat es prinzipiell keine Entschädigung an Opfer in osteuropäischen Ländern gezahlt. Auf der anderen Seite zahlte die DDR eine riesige Summe an Kriegsreparationen an die Sowjetunion und Polen. Aber nachdem sie Anfang der 1950er Jahre von diesen Zahlungen befreit wurde, zahlte sie keine besondere Entschädigung an die Opfer in Osteuropa.

Angesichts des Mangels an Entschädigungszahlungen an NS-Opfer in Osteuropa während des Kalten Krieges wurde nach der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland 1990 ein neuer Rahmen zur Wiedergutmachung geschaffen, der vor allem die Opfer in Osteuropa im Blick hatte. Im Laufe der 1990er Jahre wurden zwischen Deutschland und den osteuropäischen Ländern sowie den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Verträge zur Einrichtung der Stiftungen zur Entlastung der NS-Opfer unterzeichnet. Als Reaktion auf eine Sammelklage in den USA wurde im Jahr 2000 außerdem eine Stiftung zur Entschädigung von Zwangsarbeit unter dem Motto "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" eingerichtet.

In den 1990er Jahren vollzog sich in Japan mit dem Ende des "1955-Systems" [Monopolisierung der politischen Macht durch die LDP] und einem dadurch bedingten großen politischen Wandel eine Veränderung der Einstellung gegenüber der Vergangenheit. Dies wurde durch die Erklärung von Premierminister Tomiichi Murayama am 15. August 1995, dem 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, symbolisiert.

„Einst, in nicht allzu ferner Vergangenheit, machte Japan einen Fehler in seiner nationalen Politik und stürzte sein Volk auf dem Weg zum Krieg in eine Existenzkrise und fügte durch Kolonialherrschaft und Aggression vielen Ländern, insbesondere den Völkern Asiens, enormen Schaden und Leid zu. In der Hoffnung, dass ein solcher Fehler in Zukunft nicht mehr begangen wird, akzeptiere ich demütig diese unbestreitbare Tatsache der Geschichte und drücke mein tiefstes Bedauern und meine aufrichtige Entschuldigung aus. Ich spreche auch allen Opfern dieser Geschichte im In- und Ausland mein tiefstes Beileid aus.“

Im Juli 1995, einen Monat vor dieser Erklärung, wurde der Asian Women's Fund gegründet, um Wiedergutmachung an den ehemaligen Trostfrauen zu leisten. Der Asian Women's Fund zahlte "Sühnegelder" an ehemalige Trostfrauen in Südkorea, Taiwan, den Philippinen, den Niederlanden und Indonesien und leistete medizinische und soziale Unterstützung. Darüber hinaus gab es viele Klagen von Opfern der Zwangsrekrutierung während des Krieges aus China und Südkorea, und in einigen Fällen wurden Vergleiche mit Entschuldigungen und Zahlungen von Vergleichsgeldern durch die beteiligten Unternehmen erzielt. Das Bekanntwerden von Informationen über die Bemühungen in Deutschland, insbesondere die Einrichtung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" zur Entschädigung von Zwangsarbeit, hat auch Initiativen für Opfer in Japan gefördert.

Leider ist die Frage der Entschädigung der Opfer in Japan noch nicht geklärt. In Südkorea wurde der Asian Women's Fund stark kritisiert, und das Projekt endete in einer Stagnation, die bis heute emotionale Spuren hinterlässt. Was das Problem der Zwangsarbeit betrifft, so haben eine Reihe von Sammelklagen gegen japanische Unternehmen in Südkorea seit dem Urteil des Obersten Gerichtshofs in Korea im Jahr 2012 zu Auseinandersetzungen geführt, die die Beziehungen zwischen Japan und Südkorea verschlechtert haben. Es gibt noch keine Anzeichen einer Lösung.

III Deutsch-japanische Zusammenarbeit zur Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsentwicklung

Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung und der Ostasiatische Geschichtsdialog

Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland bei der Aufarbeitung der japanischen Aggressions- und Kolonialvergangenheit und bei der Entwicklung einer gemeinsamen Zukunft in Ostasien auf der Grundlage dieser Bemühungen ? In diesem Zusammenhang möchte ich einige Beispiele der deutsch-japanischen Zusammenarbeit im akademischen Bereich vorstellen.

Die erste ist die Mitarbeit des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung am Dialog zur ostasiatischen Geschichte. Das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung hat nicht nur den internationalen Schulbuchdialog zwischen Deutschland und anderen Ländern gefördert, sondern sich auch in anderen Konfliktregionen für den historischen Dialog eingesetzt. In Ostasien fanden neben verschiedenen innerregionalen bi- und multilateralen Dialogen und gemeinsamen Forschungen auch vom Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung unterstützte Dialoge und Austausch statt.

Im Jahr 2008 fand in Braunschweig eine Konferenz mit dem Titel "History Education and Reconciliation: East Asia in Comparative Perspective" statt, auf der Historiker aus vier Ländern (Japan, China, Südkorea und Deutschland) die Situation in den einzelnen Ländern, die wissenschaftliche Beurteilung historischer Fragen und die Möglichkeit der Anwendung des deutschen Modells des internationalen Schulbuchdialogs in Ostasien diskutierten. Das Ergebnis der Konferenz wurde 2012 als ein gleichnamiger Sammelband veröffentlicht.

Im Jahr 2010 wurde zudem ein Projekt gestartet, in dem Experten aus Japan, China und Südkorea gemeinsam Schulmaterialien zur ostasiatischen Geschichte erarbeiten, die von deutschen Historikern der japanischen, koreanischen und chinesischen Geschichte verfasst werden. Dies war ein Versuch, den historischen Dialog in Ostasien durch die Zusammenarbeit der vier Länder Japan, China, Südkorea und Deutschland zu fördern. Gleichzeitig sollte er auch dazu beitragen, dass im deutschen Geschichtsunterricht mehr Informationen über Ostasien vermittelt werden. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden 2014 als "Ostasien in Geschichte und Gegenwart. Eine Einführung für den Unterricht" veröffentlicht und dient in Deutschland als Ergänzungsmaterial zum Geschichtsunterricht.

Akademische Kooperation durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst - Zentrum für Deutschland- und Europastudien, Universität Tokio

Erwähnen möchte ich die Kooperation zwischen dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Zentrum für Deutschland- und Europastudien (DESK) an der Universität Tokio und die dortigen wissenschaftlichen Projekte. Seit den 1990er Jahren fördert der DAAD die Einrichtung der Zentren für Deutschlandstudien an Spitzenuniversitäten in aller Welt. Das Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Tokio wurde im Jahr 2000 als erstes DAAD-Zentrum in Ostasien gegründet und ist heute eines der Zentren für Regionalforschung, die die Insititute for Advanced Global Studies der Graduate School of Arts and Sciences bilden.

Das Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Tokio ist seit 20 Jahren mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes als Forschungs-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der deutschen Sprachausbildung und der Deutschstudien tätig. Einer der Eckpfeiler der Forschungsaktivitäten des Zentrums ist es, die Forschung zur "Vergangenheitsbewältigung" in Deutschland zu fördern und Fragen der Geschichte und Versöhnung sowohl mit Blick auf Europa als auch auf Ostasien zu betrachten.

Dazu gehören das "Historikerkolleg" (2005), das Studenten aus Japan, Deutschland und Polen zusammenbrachte, um sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Versöhnung auseinanderzusetzen, eine Reihe von Symposien zu historischen Themen und zur Vergangenheitsbewältigung in Asien und Europa sowie die Sonderausstellung "Robert Junck und die Erinnerung an die Atombombe: Grenzüberschreitendes Hiroshima", in der ein in Deutschland geborener Journalist behandelt wurde, der die Erfahrung von Hiroshima in die Welt hinausgetragen hat. Das Zentrum hat viele Gelegenheiten geschaffen, die Geschichte, Erinnerung und das Zusammenleben in Europa und Asien aus der Perspektive der Deutschlandstudien zu betrachten.

Das Zentrum hat auch Aktivitäten zur Förderung des akademischen Austauschs und der Zusammenarbeit in Ostasien entwickelt. In Zusammenarbeit mit seinen Schwesterzentren, dem Zentrum für Deutschlandstudien der Peking Universität (China) und dem Zentrum für Deutschland- und Europastudien der Chung-Ang-Universität (Korea), hat das Zentrum vier internationale Konferenzen mit Teilnehmern aus vier Ländern durchgeführt: Japan, China, Korea und Deutschland. Die 5. Konferenz des DAAD-Ostasienzentren im Herbst 2021 wird sich mit Erinnerung und Versöhnung beschäftigen.

IV Schlussfolgerung

Für Japan und Deutschland, die während des Zweiten Weltkriegs Verbündete waren, wurde die Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit zu einem wichtigen Thema. Die Vergangenheitsaufarbeitung beider Länder und die Schätzung dazu durch die internationale Gemeinschaft haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Interessant ist, dass der Verweis auf die Bemühungen des jeweils anderen Landes (in Japan deutsche Bemühungen/in Deutschland japanische Bemühungen) - sei es als Vorbild oder als Zielscheibe für Kritik - als Maßstab bei der Entwicklung eigener Bemühungen diente. Die frühere Allianz zwischen Deutschland und Japan hat sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in eine Beziehung der Zusammenarbeit und gegenseitigen Beeinflussung gewandelt. Dies gilt auch für die Frage der Vergangenheitsbewältigung.

Wir können nicht so tun, als gäbe es die Vergangenheit nicht. Die Opfer werden nie wieder das Leben zurückgewinnen können, das sie zuvor hatten; das Leben, das sie hätten führen können, wenn sie nicht zu Opfern geworden wären; das Leben, das durch Krieg und Gewalt verloren ging. Mehr als 70 Jahre sind seit dem Ende des zweiten Weltkriegs vergangen, und die Zahl der Menschen, die diese schwere Zeit selbst erlebt haben, nimmt stetig ab. In diesem Zusammenhang ist es sowohl für Japan als auch für Deutschland eine wichtige Aufgabe, sich für die Wiedergutmachung der Opfer zu engagieren; aber gleichzeitig zu wissen, dass die Gegenwart auf den nicht wieder gut zu machenden Opfern der Vergangenheit beruht; und dieses Wissen an die nächste Generation weiterzugeben.

【Literaturliste】

【Weblink】

http://www.desk.c.u-tokyo.ac.jp/d/index.html
Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Universität Tokyo, Komaba